Prora-Zentrum e.V.
Prora-Zentrum e.V.
Die vorliegende Dokumentation der Tagung „Waffenverweigerer in Uniform“ vom 28.4.-29.4.11 in Binz vereint die Vorträge der ReferentInen sowie Forschungsergebnisse zu den Thema Kriegsdienstverweigerung und Bausoldaten in der DDR. Darüberhinaus berichteten Zeitzeugen über ihre Erfahrungen als Bausoldaten in Prora. Abschließend wird die bisherige und zukünftige Bildungsarbeit des PRORA-ZENTRUMs beschrieben.
Aus dem Vorwort der Landesbeauftragten für Mecklenburg-Vorpommern für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Marita Pagels-Heineking:
„Die Tagung Waffenverweigerer in Uniform vom 28.4.-29.4.11 […] zeigte alle Beteiligten, wie schwer und doch zugleich notwendig es ist, dem Thema Bausoldaten einen angemessenen Raum in der Aufarbeitung der DDR-Geschichte zukommen zu lassen. Die DDR kannte neben der Wehrpflicht keinen Ersatzdienst im zivilen Bereich und so gab es im Grunde genommen auch keine wirkliche Wahl, vor der man gestellt wurde. Der sozialistische Staat sollte mit allen Mitteln verteidigt werden, wer dazu nicht bereit war, war mehr als verdächtig, Gegner des Systems zu sein. Und so war die Entscheidung gegen den Dienst an der Waffe, eine sehr einsame und zugleich mutige Entscheidung, die von jedem jungen Mann allein getroffen werden musste. Die Bausoldaten stehen für Widerstand, für ein Gegenhalten und „Nein“ sagen. Die Entscheidung der Waffendienstverweigerung bedeutete, dass junge Männer plötzlich zum Gegner des Systems wurden und mit diesem Stigma den damit verbundenen Repressalien, wie beruflichen Einschränkungen, ihr ganzes Leben umgehen mussten. Vielen wurde der Weg zum Studium verweigert, sie standen weiterhin unter Beobachtung und wurden immer wieder mit ihrer DDR-feindlichen Vergangenheit konfrontiert. Nicht wenige führte diese Erfahrung der Repression und Diskriminierung in die DDR-Opposition. Die ca. 20.000 jungen Männer bildeten zugleich eine der wichtigsten Gruppen, die die Grundlagen zur friedlichen Revolution im Herbst 1989 bereiteten. Für seine Werte eintreten, diese couragiert verteidigen, um sich selbst treu zu bleiben, das sind Tugenden, die man benötigt, um gegen eine Diktatur anzugehen und ihr den Boden unter den Füßen zu entziehen. Prora ist und bleibt ein Erinnerungsort für die NS-Geschichte und Militärgeschichte der DDR. Nur so kann die Bausoldatenbewegung ausreichend gewürdigt werden. Erinnern bedeutet aber auch historische Forschungsarbeit zu leisten, für deren Förderung ich mich weiterhin einsetzen werde. Zugleich sind Erinnerungsorte auch Lernorte und so muss in Zukunft weiter die Frage gestellt werden, wie wir die Geschichte der Bausoldaten an die jüngere Generation vermitteln können und welche Ziele wir mit unserer Bildungsarbeit verbinden. Die Tagung zeigte, dass wir auf einem guten Weg sind.“
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