Ein Kind zu verlieren, ist für Eltern ein schwerwiegender Schicksalsschlag. Zurück bleiben trauernde Eltern, die zudem in der DDR häufig nicht die Möglichkeit bekamen, von dem toten Kind Abschied zu nehmen. Unter den Schmerz und die Trauer mischte sich später ein Gefühl der Ungewissheit und des Misstrauens um die Wahrhaftigkeit dieses Geschehens. Ähnliches gilt auch für Eltern, deren Kinder in der DDR adoptiert wurden.
In Beratungsstellen, Therapieeinrichtungen, Behörden begegnen uns zunehmend Eltern, die bis heute unter dem Verlust ihrer Kinder leiden, die sie in damaliger Zeit verloren haben. Quälende und offene Fragen nach dem Schicksal ihrer Kinder lassen sie nicht zur Ruhe kommen.
Im Mai 2018 veranstaltete die Landesbeauftragte für MV für die Aufarbeitung der SED-Diktatur eine Tagung für ausgewählte Experten, die Betroffene und Angehörige beraten und begleiten oder häufig mit diesen Themen in Berührung kommen. Hier wurde der bisherige Kenntnisstand dieses hoch sensiblen Themas sachlich, wissenschaftlich und differenziert erörtert und ausgetauscht und anschließend in einem Tagungsband veröffentlicht.
Wie in der Fachtagung angekündigt, richtet sich nun die Folgeveranstaltung an Betroffene, Angehörige, Fachkräfte und die interessierte Öffentlichkeit. Eine Betrachtung der rechtlichen und medizinischen Rahmenbedingungen in der DDR soll ein Verständnis für damalige Abläufe, Verfahren und Entscheidungen vermitteln. In Anbetracht der zumeist fehlenden psychotherapeutischen und seelsorgerlichen Begleitung darf die unverarbeitete Trauer der Eltern und Angehörigen nicht außer Acht gelassen werden.
Entsprechende Aspekte sollen auf der Tagung diskutiert und für die Teilnehmenden nutzbar gemacht werden. Wie kann die späte Aufarbeitung trotz Ungewissheit gelingen? Wie kann das Wissen der Abläufe und Hintergründe helfen, das Unfassbare begreiflich werden zu lassen und ein Verstehen zu entwickeln.
Programm
12.30 Uhr Ankommen
13.00 – 13.15 Uhr Begrüßung:
Anne Drescher, Landesbeauftragte für
Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung
der SED-Diktatur
Grußworte:
Nikolaus Voss, Staatssekretär im Ministerium
für Soziales, Integration und Gleichstellung
Mecklenburg-Vorpommern
Moderation durch den Tag, Siv Stippekohl
Journalistin, NDR Landesfunkhaus
Mecklenburg-Vorpommern
13.15 – 15.30 Uhr Geburtsabläufe und Begleitung, Dokumentationen
und Erfahrungen zur Thematik
frühverstorbener Kinder und Adoption
Beitrag 1: Erfahrungen einer Hebamme – Klinische
Abläufe einer Geburt
Sigrid Ehle, 2. Vorsitzende des Landeshebammenverbandes
Mecklenburg-Vorpommern
Beitrag 2: Dokumentationen und Beurkundungen
– Verwaltungsvorgänge um Geburt,
Adoption und Tod
Cathleen Delph, Sachbearbeiterin Standesamt
der Stadt Bützow und des Amtes
Bützow-Land
Beitrag 3: Dokumentierte Krankengeschichte –
Die Kommissionen zur Senkung der
Säuglingssterblichkeit in der DDR
Charlotte Ortmann, Beraterin bei der
Landesbeauftragten für MV
Beitrag 4: Grenzfälle des Lebens in der Neugeborenenperiode
– Medizinische
Aspekte im Wandel der Zeit
Dr. med. P. Pawlowski, ehem. Leiter
der Abteilung Neonatologie und der
humangenetischen
Beratungsstelle an
der Kinderklinik des Klinikums
Schwerin
Beitrag 5: Adoption in der DDR und Umgang mit
Betroffenen heute
Simone Schlieker, Zentrale Adoptionsstelle
beim Landesjugendamt des
Kommunalen Sozialverbands Mecklenburg-
Vorpommern
Beitrag 6: Erfahrungsbericht einer betroffenen
Mutter
Karin Dubbe-Heitmann
15.30 – 16.00 Uhr Kaffeepause
16.00 – 16.45 Uhr World-Café – Austausch von Erfahrungen
und Sachständen
16.45 – 17.00 Uhr Pause
17.00 – 17.30 Uhr Abschlussplenum
Vorstellung der Ergebnisse aus den
Arbeitsgruppen
17.30 – 18.00 Uhr Schlussreflexion zum Tag –
Curt Stauss
Theologe, EKD-Beauftragter für
Seelsorge
und Beratung von Opfern
der SED-Kirchenpolitik, Halle/Saale
Verabschiedung
18.00 Uhr Ende der Tagung
Teilnahme und Anmeldung
Die Veranstaltung richtet sich an Betroffene,
Fachkräfte und die interessierte Öffentlichkeit.
Tagungsort:
Veranstaltungssaal des VR-Bank-Hauses
am Werderpark, Robert-Koch-Straße 42,
19053 Schwerin
Bitte melden Sie sich bis zum 8.11.2019 per
Post, Telefon oder Mail bei der Landesbeauftragten
an:
Bleicherufer 7, 19053 Schwerin
Tel.: 03 85 -73 40 06
Fax: 03 85 -73 40 07
E-Mail: post{at}lamv.mv-regierung.de
Der Eintritt ist frei.
Mit der Teilnahme an der Veranstaltung erteilen Sie
die Zustimmung, dass Fotoaufnahmen gemacht und
später im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung
analog und digital verwendet werden dürfen. Sollte
dies nicht gewünscht sein, bitten wir Sie, uns
darüber vor Beginn zu informieren.
Tagungsort:
Veranstaltungssaal des VR-Bank-Hauses
am Werderpark
Robert-Koch-Straße 42
19053 Schwerin
Sie erreichen uns über die Werderstraße,
Abbiegung Robert-Koch-Straße.
Parkplätze sind vorhanden.
Den Programmzettel zum Download finden Sie hier.
Eine Pressemitteilung des Ministeriums für Soziales, Integration und Gleichstellung MV finden Sie hier.