An die Opfer des DDR-Grenzregimes erinnern am 13. August 2025 um 17.00 Uhr in Kühlungsborn am ehemaligen Grenzturm BT 11 der Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, die Landeszentrale für politische Bildung M-V und der Verein Grenzturm e. V. Gedacht wird insbesondere der Menschen, die bei der Flucht über die Ostsee ums Leben gekommen sind.
Um 17.00 Uhr findet am ehemaligen Grenzturm ein öffentlicher Gedenkakt statt. Es sprechen die Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten M-V Bettina Martin, die Kühlungsborner Bürgermeisterin Olivia Arndt und Dr. Lars Tschirschwitz, Stellvertretender Landesbeauftragter für M-V für die Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Um 18.00 Uhr stellt Dr. Jenny Linek, Mitautorin der 2025 erschienene Studie „Tödliche Ostseefluchten aus der DDR 1961–1989“, die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit in der „Villa Astoria“ vor. Der Zeitzeuge Harry Balbach, der 1971 einen Fluchtversuch unternommen hatte und von Grenztruppen verhaftet wurde, ist Gesprächspartner in der Diskussion.
Der Landesbeauftragte Burkhard Bley:
„Wir gedenken der Menschen, die an einer tödlichen Grenze ums Leben gekommen sind, die ihrer Freiheit beraubt und verfolgt wurden. Die SED-Verantwortlichen sicherten mit einem unmenschlichen Grenzregime ihre Macht, die sie mit der Friedlichen Revolution 1989 und der Grenzöffnung verloren.“
Gedenkveranstaltung
13. August 2025, 17.00 Uhr
am Kühlungsborner Grenzturm,
Ostseeallee 1A, 18225 Kühlungsborn
Buchvorstellung „Tödliche Ostseefluchten aus der DDR 1961–1989“
13. August 2025, 18.00 Uhr
Villa Astoria,
Ostseeallee 2, 18225 Kühlungsborn
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen zum Gedenken und zur Buchvorstellung im Anschluss. Der Eintritt ist frei. Eine Veranstaltung des Landesbeauftragten für M-V für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Landeszentrale für politische Bildung M-V und des Vereins Grenzturm e.V.
Hintergrund
Die Ostseeküste im ehemaligen Bezirk Rostock war Teil des Grenzregimes der DDR und erstreckte sich zwischen der Lübecker Bucht im Westen und der Insel Usedom im Osten über fast 400 Kilometer. Sie wurde von der Volksmarine der DDR und der Grenzbrigade Küste bewacht. Die SED-Machthaber hatten 1952 begonnen, die Grenze zum Westen Deutschlands unpassierbar zu machen. Dazu gehörten Maßnahmen wie die Einrichtung eines fünf Kilometer breiten Sperrgebiets und die Zwangsaussiedlung von tausenden Menschen. Mit dem Mauerbau in Berlin am 13. August 1961 wurde die Grenze endgültig geschlossen. Rund drei Millionen Menschen hatten die DDR seit 1949 in Richtung Bundesrepublik verlassen.
Der ehemalige Grenzturm an der Kühlungsborner Strandpromenade war bis 1989 Teil des Überwachungssystems an der Ostsee. Heute wird er als Erinnerungsort vom Grenzturm e. V. betrieben. Zwischen 1948 und 1989 sind 915 Todesfälle am Eisernen Vorhang in Deutschland nachgewiesen, 425 Menschen waren beim Überwinden der Grenzen zum westlichen Ausland ums Leben gekommen. Schätzungen gehen von rund 5600 Menschen aus, die die Flucht über die Ostsee versuchten. In etwas mehr als 900 Fällen gelang dies. Für die Zeit der vollumfänglichen Schließung der deutsch-deutschen Grenze ab 13. August 1961 bis zur Friedlichen Revolution 1989 hat ein Forschungsteam der Universität Greifswald 135 Fluchtversuche über die Ostsee mit tödlichem Ausgang ermittelt. Das Forschungsprojekt, aus dem das Buch „Tödliche Ostseefluchten aus der DDR 1961-1989“ hervorgegangen ist, war vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten M-V finanziert worden.
Literaturhinweis
Henning Hochstein, Jenny Linek, Merete Peetz (unter Mitarbeit von Hubertus Buchstein, Jane Gerhardt, Björn Ahters, Leoni Gau, Maya Miller und Finja Schöbel): Tödliche Ostseefluchten aus der DDR 1961–1989. Ein biographisches Handbuch. Schwerin 2025. ISBN 978-3-948624-18-7.
Das Buch ist bei der Landeszentrale für politische Bildung M-V für 25 Euro erhältlich: www.lpb-mv.de/nc/publikationen/detail/toedliche-ostseefluchten-ausder-ddr-1961-1989/
Die Pressemitteilung zur Veranstaltung finden Sie hier.