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Mahnmal für die Opfer der politischen Repression in Workuta, Foto: Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur


Eine Reise in den GULag

Gedenken an den Aufstand in Workuta vor 60 Jahren


In den letzten Julitagen des Jahres 1953 streikten Häftlinge im sowjetischen Lagersystem rund um die Bergbauregion Workuta am Nordural. Sie forderten nach dem Tod Stalins im März 1953 und der Verhaftung des sowjetischen Geheimdienstchefs und Innenministers Berija eine Überprüfung ihrer Urteile und Hafterleichterungen. Unter den über 75.000 Häftlingen in den Lagern rund um Workuta befanden sich auch über 1.000 Deutsche.

Zwischen 1945 und 1955 waren in der SBZ/DDR mehr als 40.000 deutsche Zivilisten durch sowjetische Militärtribunale verurteilt worden. Viele von ihnen mussten ihre Haft in den Arbeitslagern in der damaligen Sowjetunion verbüßen.

Unter ihnen auch der damals 19jährige Oberschüler des Schweriner Goethe-Gymnasiums Eduard Lindhammer, der Greifswalder Student der Zahnmedizin Johannes Krikowski, der Landwirt Martin Poleratzki aus Düvier, Kreis Grimmen und der Kraftfahrer Horst Narweleit aus Kosenow, Kreis Anklam. Sie alle wurden 1950/51 in Schwerin zu 25 Jahren Strafarbeitslager verurteilt und nach Workuta gebracht.

Die russische Führung verhandelte 1953 nicht. Am 1. August wurde der Streik durch die sowjetischen Sicherheitsorgane blutig niedergeschlagen. Es gab Tote und Verletzte. Die Ereignisse jähren sich im Jahr 2013 zum 60. Mal. Sie haben sich tief in das Gedächtnis der überlebenden Häftlinge eingebrannt.

Die Lagergemeinschaft Workuta/GULag Sowjetunion plant, mit ihrer Jahrestagung vom 1. bis 3.8.2013 in Deutschland (Berlin) an die Ereignisse zu erinnern und besonders der Opfer zu gedenken. Die Mitglieder der Lagergemeinschaft gehören zu den ältesten noch lebenden Opfern politischer Repression durch die Sowjetunion. Sie befinden sich heute im Alter von über 80 Jahren und sind in der Regel nicht mehr in der Lage, eine mehrtägige Reise in die Polarkreisregion zu unternehmen, um der Opfer des Streiks und der furchtbaren Arbeitsbedingungen in Workuta zu gedenken.

Das ist einer der Gründe, warum einige Betroffene der zweiten Generation, also Kinder ehemaliger GULag-Häftlinge, jetzt stellvertretend diese Aufgabe übernehmen wollen. Sie möchten mit diesem Schritt auch verdeutlichen, dass sie die Erinnerung an die Haftzeit ihrer Eltern wach halten und damit an nachkommende Generationen weiter tragen wollen.

Die Reise wird organisiert von der Behörde der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen in MV und der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (Landesgruppe Sachsen-Anhalt) in Kooperation mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Die stellv. Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen in MV, Anne Drescher, und Edda Ahrberg als Vertreterin der VOS begleiten die Gruppe Betroffener und Angehöriger an den Nordural. Gemeinsam werden sie am 1. August mit einer Kranzniederlegung in Workuta der damaligen Ereignisse gedenken.

Fahrt nach Workuta vom 29.07. bis zum 03.08.2013

  

Siehe hierzu auch die Pressemitteilung vom 23.07.2013



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Demokratie auf Achse - Auf Tour durch Mecklenburg-Vorpommern